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Planspiel Bildungsstreik Chemnitz

10 Dezember 2009 5 Kommentare Werbung*

chemnitz_bildungsstreik03Seit zwei Wochen befinden sich Studenten der TU Chemnitz im Bildungsstreik – die Besetzung des größten Vorlesungssaals soll nun nach dem Willen der Unileitung am morgigen Freitag um 12 Uhr beendet werden. Ob es trotzdem weitergehen solle, entschieden gestern etwa 350 Studenten bei der zweiten Vollversammlung. Das ist von der Anzahl her nicht einmal die Hälfte der Teilnehmer von der ersten Vollversammlung, das Votum fiel jedoch mit 291 zu 60 Stimmen wieder eindeutig für die Besetzung aus.

Schon beim Betreten des Audimax wird chemnitz_bildungsstreik04dem Besucher deutlich – die Besetzer haben sich eingerichtet. Zum Weihnachtsbaum ist eine Wohnzimmereinrichtung, eine „Couch-Garnitur“, hinzugekommen. Das wirkt bequem und spießig zugleich. Schaut man jedoch nach oben, sieht man links und rechts aufgehängt zwei große Banner als seltsame Wohnzimmerdeko, wo man eigentlich den Dürer passend zum Sofa erwarten würde. Die Banner zeigen eine Faust mit Stift, in der Mitte ein Spruchbanner: „Bildung krepiert – Dummheit regiert“. Sie wirken eigentümlich bedrohlich und anarchistisch, chemnitz_bildungsstreik05auch wenn die Kopie ihrer strengen ideologischen Vorbilder etwas Ironie erkennen lässt.

Die Vollversammlung beginnt – zunächst werden Diskussionsregeln vom Podium erlassen. Marco Krüger, ein Vertreter des Streiks, stellt dar, dass nun Forderungen aufgestellt wurden und thematisiert die Privatisierung des Fremdsprachenzentrums. Er erläutert, wie es aus seiner Sicht zur Räumungsaufforderung gekommen ist und befindet den Rektor bezüglich seiner Aussagen zur Absage der Senatstagung der Lüge überführt. Er denke nicht, dass am Freitag eine Räumung stattfinde und fokussiert die Vernetzung mit anderen Unis zur Ausarbeitung landes- und bundesweiter Forderungen als nächstes Ziel. Das Plenum wird für Diskussionen eröffnet – niemand meldet sich.

chemnitz_bildungsstreik01Dann die erste Wortmeldung – warum sich die Ingenieurwissenschaften, die Betriebswirte etc. nicht sonderlich am Streik beteiligen? Die Diskussion verläuft sich zu den Forderungen, worauf einer der Streikvertreter sagt: „wir mussten irgendwas reinschreiben, damit der Rektor weiß, um was es geht.“  Der Gesprächsbedarf mag zeigen, dass vielen nicht ganz klar ist, warum gestreikt wird. So wirken manchen Kritikern des Streiks die Forderungen austauschbar und konservativ, den anderen die Protestform zu lässig. Geht es dem einem um längere Bibliotheksöffnungszeiten, da er am Samstag erst später zum Lernen komme, möchte der andere „soziales Denken“ etablieren. Als Streikopfer werden die Studenten gesehen, welche im Raum sonst Vorlesungen besuchen. Es bleibt nach Ansicht der Streikenden das einzige Argument, was für eine Beendigung der Besetzung spricht. Ein Vertreter der Streikgegner / der Wirtschaftswissenschaftler gab zu bedenken, dass „Faulheit“ auch eine Ursache für Ãœberforderung sei und die anwesenden Streikenden nicht repräsentativ seien. Das Argument, dass zu wenige Studenten sich engagieren, wurde darauf paradoxerweise beiderseitig geäußert: zu wenige Streikenden seien da, zu wenige Wiwis, die die Forderungen und Abstimmung in eine andere Richtung lenken könnten, aber auch. Die Diskussion wird trotz Redebedürfnis verschiedener Seiten auf Antrag des Podiums hin mit 180 zu 130 Stimmen beendet.chemnitz_bildungsstreik02

Dem Beobachter der Diskussion fällt leicht auf, dass sich der oben beschriebene Gegensatz von bürgerlicher Einrichtung und provokanter Intention, auch in der Gesprächskultur zeigt. Wird das eine Mal zu lautstarkem Applaus aufgerufen, schaut man bei Beifall für die Kritiker genau hin und verweist auf die Regeln. Die Veranstaltung wirkt folglich hin und wieder wie ein soziologisches Experiment für die Streikenden à la Herr der Fliegen oder wie ein Praxisseminar ähnlich den unternehmerischen Planspielen bei den Wirtschaftswissenschaften. Bleibt die Frage, ob sie die Prüfung bestehen, einen Schein bekommen oder ob sie das überhaupt wollen. „Unser Plan wird sein, bis zum 18.12. hier zu bleiben und die Forderungen auszuarbeiten“, so die Streikenden. Die Prüfungen zum Jahresanfang sollen nicht behindert werden, wobei dies ein Treppenwitz ist, da bereits zu Streikbeginn Abschlussprüfungen im Haus durchgeführt wurden.

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5 Antworten auf „Planspiel Bildungsstreik Chemnitz“

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