Balkonballett – Ein ganz besonderes Schauspiel
Freitag Abend, pünktlich zum Sonnenuntergang, begann ein einmaliges Spektakel im Chemnitzer Rosenhof. Wir hatten euch diese Veranstaltung bereits im Vorfeld angekündigt und ich wollte sie mir natürlich auch nicht entgehen lassen.
Ca. 19:45 Uhr begann das Balkonballett am Ende des Rosenhofs im Hochhaus Nummer 18. Ich war sofort von der großen Menschenmenge, die sich dieses Theaterstück anschauen wollte, beeindruckt. Bis zum Markt drängten sich die Massen und jeder Blick richtete sich auf die Balkonfront des Hochhauses.
Auf etwa 15 der insgesamt 70 Balkone befanden sich Bewohner des Hochhauses, die diesen Abend mit Inhalt füllten. Sie erzählten Geschichten über das Leben im Plattenbau, die erschwerliche Suche nach einer Wohnung in der DDR, Dankbarkeit über die eigenen vier Wände, Nachbarschaftsfreuden, die Abenteuer der Großstadt und das Treiben auf dem Rosenhof. Sowohl Jung als auch Alt übten sich als Schauspieler und versuchten ihr eigenes Leben so authentisch wie möglich darzustellen.
Das Theaterstück wurde durch Erzählungen, Tänze, Gesang, Lichtspiele und Einsetzen von verschiedenen Stilmitteln gestaltet. Die Akteure gaben ihr Bestes, um das Publikum zu begeistern. Durch zahlreiche Lichteffekte wurde die Aufmerksamkeit immer wieder auf die Schauspieler gerichtet. Die Dunkelheit bot hierfür die perfekte Kulisse.
Die Idee dieses Abends und die gestalterischen Ansätze haben mir sehr gut gefallen. Die Bewohner des Hauses versuchten durch abwechslungsreiche Geschichten die zahlreichen Zuschauer immer wieder aufs Neue zu begeistern und das Interesse zu wecken. Die Gesangseinlagen lockerten die Stimmung und bildeten einen gelungenen Ausgleich zu den Erzählungen der Akteure. Die technische Umsetzung war hingegen noch etwas zu experimentell. Die mühevoll gestalteten Balkone, die schauspielerischen Leistungen der Bewohner und die eingesetzten Materialien, die zur Untermalung der Geschichten eingesetzt wurden, waren aus der Ferne leider kaum zu erkennen. Dennoch erkannte ich hier viel Potential und habe Respekt vor der Leistung der Bewohner, des Organisationsteams und der Technik. Ein sehr abwechslungsreicher Abend, der mir definitiv im Gedächtnis bleiben wird.
Text und Fotos: N. Gilg